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"Der Kinderzug" von Michaela Küpper

Bildquelle: www.droemer-knaur.de
Bildquelle: www.droemer-knaur.de

Bewertung:  ★ ★ ★ ★

 

 

~ Einzelband

~ Roman

~ 352 Seiten

~ Droemer Verlag

~ ET 01.10.2019

~ ISBN  978-3-42628-218-2

~ Print: 19,99€

~ Ebook: 14,99€


Ein sehr interessantes Thema hat die Autorin Michaela Küpper in ihrem aktuellen Roman aufgegriffen: die Kinderlandverschickung zu Zeiten des 2. Weltkrieges in Deutschland.

Für mich ein bisher gänzlich unbekanntes Thema, welches mich im Nachgang gleich zu weiteren Recherchen animiert hat.

 

"Der Kinderzug" entpuppt sich anfangs als ein gemächlicher Roman, der mit einem informativem Erzählstil überzeugt und schnell einen Lesesog ausübt.

Man geht als Leser mit auf Reisen und begleitet die Lagerleiterin Barbara mit ihrer Mädchengruppe, die es erst einmal auf die Insel Usedom verschlägt.

Da in den letzten Jahren des Krieges viele Städte vom Kriegsgeschehen in Mitleidenschaft gezogen wurden, wollte man die Kinder so aus den Gefahrenzonen bringen und dennoch für einen geregelten Schulablauf sorgen.

Anfangs mutet die Kinderlandverschickung als ein kurzfristiges Unterfangen an und man hat als Leser den Eindruck, dass es sich hier durchaus um ein Ferienlager handeln könnte.

Dabei sind die Lager strikt nach Geschlecht getrennt und man lernt neben der Lagerleiterin als Hauptperson auch noch die Sicht von Karl, einem Jungen aus der Hitlerjugend, und Gisela, ein Mädchen in Barbaras Obhut, kennen.

Neben dem schulischen Unterricht übernehmen die Betreuer mit der Zeit auch immer mehr die elterlichen Erziehungspflichten, denn durch die Zuspitzung des Krieges verzögert sich die Heimreise und was anfangs noch eine willkommene Abwechslung darstellte, wird langsam zu einer Odysee, bei der die Kinder und ihre Lagerleiterin von einem Lager zum Nächsten geschickt werden.

Dabei fehlt es im Laufe der Zeit immer mehr am Nötigsten, der Krieg kommt näher, eine Heimkehr wird immer unwahrscheinlicher und auch die schlechten Nachrichten, wenn sie denn noch ihr Ziel erreichen, häufen sich und überbringen Kunde von gefallenen und getöteten Familienmitgliedern.

Und irgendwann hat der Krieg auch die kleinsten und schwächsten Mitglieder der Gesellschaft erreicht und die Ideologie und Propaganda Hitlers entpuppt sich immer mehr als Lüge.

 

Michaela Küpper hat diese Atmosphäre sehr gut eingefangen.

Spürt man am Anfang die Leichtigkeit und Freude der Kinder und Jugendlichen über die Auszeit fernab der Familie, nimmt im Laufe des Buches das Heimweh und die Angst um die Daheimgebliebenen zu.

Die Kinder fühlen sich entwurzelt, einsam, vergessen.

Konnten es die Jungs anfangs nicht erwarten endlich in den Kriegsdienst eingezogen zu werden, wird ihnen letztendlich an der Front schnell klar, dasss nichts traumhaft am Krieg ist und die Versprechen von Heldentum sich in Ernüchterung zerschlagen.

 

*Fazit*

Klar und informativ erzählt Michaela Küpper die Geschichte der Kleinsten, die den Krieg durch die Kinderlandverschickung fernab von Familie & Freunden erleben mussten.

Was anfangs als Schutz & für die Vermittlung ideologischer Werte Hitlers angedacht war, entpuppt sich im Laufe des Krieges als Sackgasse, denn tausende Kinder wurden in den Wirren des Krieges einfach vergessen!

 


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