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"Helenes Versprechen" von Beate Rösler

Bildquelle: www.aufbau-verlag.de
Bildquelle: www.aufbau-verlag.de

Bewertung:  ★ ★ ★ ★ ★

 

 

~ Einzelband

~ Roman

~ 576 Seiten

~ Aufbau Verlag

~ ET 18.01.2021

~ ISBN 978-3-7466-3496-8

~ Print: 12,99€

~ Ebook: 9,99€


Letztes Jahr hat mir Beate Rösler mit ihrem Buch "Die Töchter des Roten Flusses" mein Lesehighlight 2020 beschert und mich unter anderem in die Geschichte Vietnams entführt.

So konnte ich es gar nicht abwarten Informationen zu ihrem neuen Buchprojekt zu erfahren und habe die letzten Monate dem Veröffentlichungstermin des Romanes "Helenes Versprechen" entgegengefiebert.

 

Beate Rösler hat sich bei ihrem aktuellen Buch von der jüdischen Kinderärztin Antonie Sandels inspirieren lassen und die Figur Helene Bornstein erschaffen, mit der man sowohl die Vorkriegsjahre ab 1923, als auch die Zeit der Nazi-Herrschaft bis hinein in die 50-iger Jahre erlebt.

Der Einstieg ins Buch fiel mir leicht, denn die Autorin hat einen angenehmen Schreibstil und versteht es den Leser mitzuziehen.

Gleich zu Beginn der Geschichte begleitet man Helene auf der "Marine Flasher", ein amerikanisches Truppentransportschiff, welches 1947 zahlreiche jüdische Emigranten nach Amerika verschifft.

Sie sind Überlebende eines Krieges voller Entsetzen und Gewalt, Ausgrenzung, Unmenschlichkeit und unsäglichem Leid.

Obwohl sie in New York ein neues Zuhause findet, ist sie, wie viele Überlebende des 2. Weltkrieges, von den Jahren des Krieges und der NS-Herrschaft gezeichnet.

Ein Neuanfang fällt ihr schwer.

Jahre des Versteckens, des Unsichtbarseins und der Angst haben ihre Spuren hinterlassen.

Immer wieder taucht sie in Erinnerungen ein, lässt ihr Leben Revue passieren und nimmt den Leser damit auf die Reise durch eine Ära voller Hass, Hetze und Diskriminierung, aber auch voller Hoffnung und Überlebenswillen mit.

 

Während des Lesens hat die Geschichte einen immer größeren Sog auf mich ausgeübt. Ich konnte einfach nicht mit dem Lesen aufhören, obwohl mir bewusst war, wie die Zustände und auch der Verlauf der Rassenideologie sich zuspitzen würden.

Doch erst einmal erlebt man mit Helene unbeschwerte Jahre, in denen sie in die Fußstapfen ihres Vaters tritt und Medizin studiert, als Frau zur damaligen Zeit noch selten und ungewöhnlich, und schließlich als Kinderärztin im Krankenhaus  zu arbeiten beginnt.

Sie liebt ihren Beruf und wird von den meist männlichen Kollegen wertgeschätzt und akzeptiert.

Das sie Jüdin ist, wissen die Wenigsten und es ist auch nicht von Bedeutung.

Bis politische Umbrüche Adolf Hitler zur Macht verhelfen.

Der Mann, der einst von vielen als Spinner und Eintagsfliege abgetan wurde, der mit seinen Vorstellungen und Wahnideen doch kaum lange regieren und schnell für Unmut sorgen würde.

Doch die Geschichte ist bekannt und hat uns eines Besseren belehrt...

 

 

"Niemals dürfen die Menschen vergessen,

welche Gewalt von einem Land ausging, das wir für modern und zivilisiert hielten.

Dem Land der Dichter und Denker"

Zitat Seite 436 aus "Helenes Versprechen"

 

 

Ich konnte die Emotionen von Helene und ihrer Familie, von Freunden und Mitmenschen, sehr gut nachempfinden.

Ich habe das Entsetzen und die Ungläubigkeit gespürt, die Ohnmacht und Hilfslosigkeit gegenüber Hitlers Propaganda und Ideologie.

Die Geschichte von Helene Bornstein ist zwar fiktiv, erzählt aber gleichzeitig das Schicksal vieler Familien und mahnt den Leser die Vergangenheit nicht zu vergessen!

 

*Fazit*

Ein aufwühlender und tiefgründiger Roman, der stellvertretend für zahlreiche jüdische Schicksale in der NS-Zeit steht.

Zurück bleibt Fassungslosigkeit, Trauer, Wut, aber auch Scham um das Geschehene.

Ein Mahnmal #gegendasvergessen!

 


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