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"Die Birken der Freiheit" von Christine Kabus

Bildquelle: www.aufbau-verlage.de
Bildquelle: www.aufbau-verlage.de

Bewertung:  ★ ★ ★ ★

 

 

~ Band 2 der Reihe "Die große Estland-Saga"

~ Roman

~ 553 Seiten

~ Aufbau Verlag

~ ET 14.02.2022

~ ISBN  978-3746638263

~ Print: 14,00€

~ Ebook: 9,99€


Mit ihren historisch gut recherchierten Romanen hat sich Christine Kabus mittlerweile fest in mein Leserherz geschrieben, so dass ich nun immer wieder Ausschau nach neuen Geschichten von ihr halte.

Besonders gefreut hat es mich, dass auch ihr neuestes Buch "Die Birken der Freiheit" wieder in Estland spielt, ein literarisch für mich bis dato recht unbekanntes Land.

 Auch Band 2 der Reihe "Die große Estland-Saga" ist in zwei Zeitebenen aufgeteilt und erzählt zwei eigenständige Geschichten. Beide überzeugen mit starken Frauenfiguren in den jeweiligen Zeitepochen.

 

Mir persönlich haben es vor allem Wilhelmine von Rahden und Luise Gerdes sehr angetan.

Eine Reise nach Estland schweißt die beiden jungen Damen im Jahre 1914 zusammen.

Luise bewundert Wilhelmine, die sich nicht um Standesdünkel schert und statt einen deutschbaltischen Baron zu heiraten viel lieber Medizin studieren würde.

Doch zu dieser Zeit, kurz vor dem 1. Weltkrieg, waren die traditionellen Werte und Normen noch tief in den Köpfen der Menschen verwurzelt. Vor allem die als gottgegebene Ordnung zwischen Adel und Unterschicht aufzubrechen war zu diesem Zeitpunkt noch völlig undenkbar.

Als die zwei Frauen nach ihrer langen Reise endlich das Gut von Wilhelmines versprochenem Ehemann erreichen, überschlagen sich die Ereignisse. Vor allem Wilhelmine nutzt die Zeit der Verwirrung. Doch noch ahnen die beiden Frauen nicht, dass ihr kühn geschmiedeter Plan auch die nachfolgenden Generationen noch beeinflussen und bewegen wird.

 

Mit Merike Ilves lernt der Leser eine weitere tragende Rolle des Buches kennen.

Im Jahre 1989 spiegelt sie eindrücklich Estland wider, welches sich gerade erneut im Aufbruch zur Unabhängigkeit befindet.

Die Menschen sind von der Herrschaft Russlands und des Kommunismusses geprägt, doch langsam regt sich der Widerstand gegen die Politik und des Systems und der Wunsch nach der ursprünglichen Eigenständigkeit des estnischen Landes und seiner baltischen Nachbarn wächst.

Christine Kabus hat diese Stimmung mit Merikes Charakter und Persönlichkeit feinfühlig herausgearbeitet und authentisch eingefangen.

Man spürt sowohl ihren tief verwurzelten Lebenswandel, der so typisch für die UdSSR war, als auch den Freiheits- und Unabhängigkeitsgedanken, der sich nach und nach in ihren Kopf festsetzt und sie zahlreiche Dinge und Ereignisse, sowohl geschichtlich, als auch familiär, hinterfragen lässt.

Diesen Zwiespalt und Merikes Entwicklung ist für mich während des Lesens sehr greifbar und nachfühlbar gewesen.

Und auch Wilhelmines und Luises Gedanken und Handlungen konnte ich immer gut nachvollziehen und nachempfinden.

Insgesamt ergeben die beiden Handlungsstränge zum Ende hin eine runde Geschichte, verbinden überraschend Band 1 "Die Zeit der Birken" mit Band 2 "Die Birken der Freiheit" und haben mich sowohl inhaltsmäßig gut unterhalten, als auch mein geschichtliches Wissen enorm aufgewertet.

Nur manchmal war ich von der Fülle der historischen Hintergründe und Erläuterungen etwas erschlagen. Aber die Autorin hat es mit Bravour geschafft genau die richtige Balance von umfangreicher Wissensvermittlung und Lesespaß zu finden.

 

*Fazit*

Ein weiterer spannender und mitreißender Roman über Estlands Unabhängigkeitskampf mit authentischen Charakteren, die das Lesen zum Erlebnis machen und dabei gleichzeitig historisches Wissen vermittelt.

 


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