Bewertung: ★ ★ ★ ★
~ Einzelband
~ Jugendbuch ab 14 Jahre
~ 240 Seiten
~ Oetinger Verlag
~ ET 13.07.2022
~ ISBN 978-3-7512-0260-2
~ Print: 18,00€
~ Ebook: 13,99€
"Blindfisch" von der deutschen Autorin Karen-Susan Fessel umfasst gerade einmal 200 reine Leseseiten und beinhaltet dennoch so viele wichtige Themen.
"Blindfisch" ist ein Buch, welches nachhallt und mich auch nach dem Lesen immer noch sehr beschäftigt.
Allerdings haben mich die 18€ für knappe 200 Seiten, die auch noch in großer Schrift gesetzt wurden, doch ein bisschen geschockt.
Das Jugendbuch besteht zudem aus vielen kurzen Kapiteln, teilweise nicht einmal eine Seite lang.
Kapitel 89 zum Beispiel beinhaltet gerade einmal 13 Wörter und der Rest der Seite ist leer.
Der erste Eindruck vermittelt dem Leser also mehr für weißes Papier zu bezahlen, als für eine geschriebene Geschichte.
Doch Karen-Susan Fessel hat mich überrascht.
Mit Lon hat sie eine Hauptfigur gezeichnet, die an dem Usher-Syndrom erkrankt ist. Eine Erbkrankheit, bei dem der Betroffene über kurz oder lang sowohl seine Sehfähigkeit, als auch sein Hörvermögen verliert.
Dazu kommt, dass Lon sich in der Pubertät befindet. Zeit der Unsicherheiten und oft wirrer Gedanken.
Dies hat die Autorin mit einem erzählendem, teilweise abgehacktem Schreibstil sehr gut eingefangen.
Man fühlt sich als stiller Beobachter, der einen jungen Menschen begleitet und beobachtet, ohne aber eingreifen zu können.
Im Laufe des Buches verschlechtert sich Lons Krankheit.
Der zunehmende Verlust des Augenlichtes wird im Alltag immer mehr zum Problem.
Bis die Welt für Lon endgültig zu verschwinden scheint und in Dunkelheit und Stille zu versinken droht.
Ich fand die literarische Umsetzung des Themas wahnsinnig ausdrucksstark, spannend, aber gleichzeitig auch erschreckend und schockierend, da man mit den fortschreitenden Kapiteln auch die steigende Verzweiflung und Hilflosigkeit Lons gespürt hat.
Das Buch fokussiert sich dabei nicht nur auf das gesundheitliche Thema, sondern beschäftigt sich auch mit dem Finden der eigenen Identität und möglicher Geschlechterrollen.
So ist für mich zum Beispiel bis zum Ende nicht eindeutig geklärt, ob es sich bei Lon um ein Mädchen oder einen Jungen handelt, da die Autorin geschickt non-binäre Stilmittel benutzt.
Obwohl für mich der Umfang des Buches ein Kritikpunkt darstellt, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass gerade diese Kompaktheit dieses Jugendwerkes von Karen-Susan Fessel dieses zu einer idealen Schullektüre macht.
*Fazit*
Ein Buch, auf welches man sich mit seinem besonderem Schreibstil und sehr kurzen Kapiteln einlassen muss, um sowohl das Usher-Syndrom, seine Folgen, als auch die (Ver)-wirrungen der Pubertät zu verstehen.
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